Die Romantik

Die Romantik und Biedermeier-Zeit

Schau, dort spaziert Herr Biedermeier
und seine Frau, den Sohn am Arm;
sein Tritt ist sachte wie auf Eier,      sein Wahlspruch: Weder kalt noch warm.

Herr Biedermeier ist Gegenstand des Gedichtes von Ludwig Pfau aus dem Jahre 1847 und Name für die Zeit nach Napoleon. Nach den Unruhen in Europa zieht man sich ins Häusliche zurück und widmet sich dort der Musik, Mode und Literatur.

Auf der anderen Seite sehnt man sich nach der vernunftorientieren Aufklärung und der strengen Klassik wieder mehr seine Gefühle, Leidenschaft und seine oft melancholische Seele individuell auszudrücken.

Die blaue Rose ist Symbol für die Romantik und ihr Streben nach Unendlichem.

Fanny Hensel-Mendelssohn (1805-1847) – eine gute Schwester schweige außer Haus

„Dass man übrigens seine elende Weibsnatur jeden Tag, auf jedem Schritt seines Lebens von den Herren der Schöpfung vorgerückt bekommt, ist ein Punkt, der einen in Wut, und somit um die Weiblichkeit bringen könnte,…“  (Fanny Mendelssohn)

Die Biedermeierzeit im preußischen Berlin steckte eine klare Frauenrolle ab: Die der tüchtigen Hausfrau. Sich in diese Stadt zu integrieren bedeutete für eine ehrgeizige, jüdische Bankiers-Familie, diese Tatsache strikt zu achten und zum evangelischen Glauben zu konvertieren.

Sowohl der patriarchalische Vater Abraham Mendelssohn als auch der geliebte Bruder Felix erinnerten die eigensinnige Fanny stets an ihre gesellschaftliche Rolle.

Die Mutter Lea Salomon hingegen initiierte den Musikunterricht für ihre ältesten Kinder, Felix und Fanny. Es folgte Klavierunterricht bei dem Konzertpianisten Ludwig Berger und Kompositionsunterricht bei Carl Friedrich Zelter für das unzertrennliche Geschwisterpaar. Fanny zeigte sich von Anfang an sehr begabt: Mit 13 Jahren konnte sie das Wohltemperierte Klavier von J.S. Bach auswendig.

Doch während  Felix durch Bildungsreisen gefördert wurde, blieb Fanny zu Hause. Das Band, das beide nun zusammenhielt waren Briefe mit ihren Gedanken über Musik und Kompositionen. Felix veröffentlichte sogar seine Lieder op. 8 mit einigen Liedern Fannys unter seinem Namen, und musste von Kritikern lesen, dass sie Fannys Werke bevorzugten.

Fanny heiratete 1829 den Maler Wilhelm Hensel, der es gerne sah, wenn sie komponierte. Eine Großfamilie wurde aus den beiden folglich nicht – sie bekamen einen Sohn.

Antriebslosigkeit brach dennoch über Fanny, die nur für die Schublade – eine große Schublade – komponierte. Dies besserte sich aber, als sie ihre berühmten Sonntagsmusiken ins Leben rief. Hier trafen sich unter anderem die Schumanns, Franz Liszt und Bettina von Arnim. Sie dirigierte, organisierte und spielte in diesem halb-öffentlichen Salon. Öffentliche Klavierauftritte mit Werken ihres Bruders hatte sie als Pianistin lediglich zwei, geschweige denn als Komponistin. Felix, der seine Schwester wie sein Vater an das Frausein ermahnte, war Segen und Fluch zugleich. Er verbot ihr den Wunsch, ihre Musik zu verlegen.

Auf einer Italienreise bekam sie viel musikalische Anerkennung. So ließ sie in ihrem letzten Lebensjahr 1846  einige Werke drucken. Robert Schumann führte zudem Ihre „Gartenlieder“ und a-capella-Chöre in Dresden auf, auch ihr Klaviertrio op. 11 wurde uraufgeführt.

Ein Monat darauf erlitt sie während einer Probe zu ihren Sonntagsmusiken einen Schlaganfall und verstarb. Felix, von tiefer Trauer zermürbt, komponierte nun fast nichts mehr und starb nur ein Jahr darauf. Zuletzt hatte er sich um die Herausgabe weiterer Werke seiner geliebten Schwester gekümmert.

Zu ihrem Werk zählen mehrere Lieder, Charakterstücke für Klavier, Kammermusik, eine Ouvertüre und ein Oratorium.

Clara Schumann Wieck (1819-1896) – Jahrhundertpianistin und Hausfrau

Hinter diesen zwei vermeidlich gegensätzlichen Polen in Clara Schumanns Leben stehen zwei verschiedene Männer und eine Gesellschaft, in der Clara aufblühen und nicht anecken wollte.

Leipzig 1824: Als Clara fünf Jahre alt war, schieden sich die Eltern, der bekannte Klavierpädagoge Friedrich Wieck und seine ehemalige Schülerin Marianne Tromlitz. Die Kindererziehung beanspruchte der Vater für sich, mit einem ganz klaren Ziel: Clara, die Älteste, sollte musikalisch vielfältig ausgebildet werden, um eine Karriere als Pianistin zu haben. Der Vater ließ in seinen Stunden Strenge walten; Tonleiter und Czerny-Etüden wurden als Bestrafung eingesetzt. Dennoch reifte Clara durch sehr individuelle Unterrichtsmethoden zu einer wahren Virtuosin jenseits von leeren Wettläufen auf der Klaviatur. Mit elf Jahren hatte sie ihr erstes Konzert als Wunderkind im Leipziger Gewandhaus. Ein Jahr darauf lernte sie Frederic Chopin bei einer Konzerttournee nach Paris kennen. Auch in Wien hinterließ sie bald einen bleibenden Eindruck als vielseitige Pianistin. Mit 16 führte sie Ihre erste große Komposition,  das Klavierkonzert op.7 mit Felix Mendelssohn in Leipzig auf.

In der gleichen Zeit verliebte sich Clara in einen talentierten Schüler ihres Vaters: Robert Schumann. Der Vater war strikt gegen eine Ehe der beiden heißblütig Verliebten – er fürchtete um Claras Karriere. Fünf Jahre später holte sich das überschwängliche Paar per Gericht die Genehmigung zu heiraten.

Der Vater sollte aber Recht behalten. Was als gleichberechtigte Künstlerehe begann, änderte sich bald mit der Familiengründung. Clara brachte von 1841 bis 1854 acht Kinder zur Welt. Zudem war sie in ihrem Üben sehr eingeschränkt, weil Robert in der hellhörigen Wohnung sonst nicht komponieren konnte. Konzerttourneen seiner Frau empfand er als sehr lästig. Vielleicht spielte auch etwas Eifersucht in sein Benehmen, denn während er als Komponist unbekannt war, erhielt seine Frau Ruhm und Anerkennung. Dies kehrte sich nach der Zeit allerdings um.

Claras „Glück“ trotzdem als Klavierlehrerin und Pianistin tätig sein zu können, war die Tatsache, dass die Familie Geld brauchte.

 Und obwohl Robert Schumann froh sein musste über die finanzielle Unterstützung, hatte er doch ein klares Selbstverständnis von dem Tätigkeitsfeld Claras. So schreibt er in einen Brief an Felix Mendelssohn-Bartholdy, der einen ähnlich unangenehmen Umstand mit seiner Schwester kannte:

Klara kennt aber selbst ihren Hauptberuf als Mutter, dass ich glaube, sie ist glücklich in den Verhältnissen, wie sie sich nun einmal nicht ändern lassen.”

Clara Schumann hatte als Kind die Erfahrungen gemacht, Erfolg und Anerkennung in der Gesellschaft zu bekommen, wenn sie sich einem Mann unterordnet. So teilte sie Robert zwar ihre Wünsche mit und riskierte Meinungsverschiedenheiten, dennoch schien er ihrem Selbstbewusstsein, bei aller Ermutigung zum Komponieren und auch Anerkennung nicht gut getan zu haben. Über ihr Klaviertrio op. 17 schreibt sie:

 „… natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei denen es immer an Kraft und hie und da an Erfindung fehlt…“

Nach Roberts frühem Tod 1856 gab sie das Komponieren auf und konzentrierte sich auf ihre Karriere als Konzertpianistin. Sie verschaffte sich in England als Beethoven- und Chopininterpretin einen Namen und tourte u.a. durch Frankreich, Belgien, Österreich, Ungarn und Russland. Ihre Kinder wurden derweil Verwandten überlassen.

Obwohl Clara Schumann sich in erster Linie als Pianistin verstand, veröffentlichte sie einige Werke: 21 Opi mit ihrem Klavierkonzert in a-Moll, einige Klavierstücke, Liederhefte, ein Klaviertrio und drei Romanzen für Violine und Klavier sind bekannt.  – Robert Schumanns Werk umfasst 148 Opera.

 

Fanny Mendelssohn: Klaviertrio op. 11

Claremont Trio

Klangbeispiele

Clara Schumann: Drei Präludien und Fugen op. 16

Sylviane Deferne