Emilie Mayer (1812 – 1883) – „der weibliche Beethoven“ zur Zeit Wagners
Emilie Mayer – oft auch der „weibliche Beethoven“ genannt – war
auf der einen Seite eine sehr fortschrittliche Frau: Sie schreckte weder vor
großen Werken noch überraschenden harmonischen Wendungen zurück. Andererseits ging
sie nicht den nächsten Schritt, sich der Neudeutschen Schule um Franz Liszt
anzuschließen, sondern komponierte eher konservativ im Stile der Wiener Klassik.
Emilie wurde in eine wohlhabende Apothekerfamilie im Mecklenburgischen Friedland hineingeboren und wuchs nahezu ohne Mutter auf, denn diese starb als Emilie zwei Jahre alt war. Sie erhielt früh Kompositions- und Klavierunterricht; doch der Entschluss zu komponieren kam sehr spät: Emilie war schon weit über zwanzig: Sie studierte bei Carl Loewe in Stettin, der ihr eine konzertante Aufführung ihrer ersten beiden Sinfonien ermöglichte. 1840 nahm sich ihr Vater selbst das Leben und ließ Emilie und ihre vier Geschwister alleine zurück. Vielleicht war das der Grund, warum sie ihre Zeitgenossen oft als „etwas eigen und streng, manchmal verschlossen, aber sehr geistreich“ beschrieben. 1847 fasste Emilie den Entschluss, allein und frei nach Berlin zu gehen, um u. a. bei A. B. Marx zu studieren. Mit Erfolg: 1850 gab sie ihr erstes Konzert im Schauspielhaus Berlin ausschließlich mit eigenen Werken und etablierte sich rasch als Komponistin im Berliner Konzertleben. Dort stellte sie regelmäßig im Schauspielhaus große Werke vor. Aber nicht nur hier fanden ihre Werke Gehör. Auf öffentlichen Konzerten in Berlin, München, Köln, Wien, etc. wurden ihre Werke aufgeführt. Im Laufe der Jahre schrieb Emilie u.a. acht Sinfonien (von denen zwei gedruckt wurden), sieben Orchesterouvertüren, und ein Klavierkonzert, aber auch kammermusikalische Werke wie Quartette, Klaviertrios und Klaviermusik. Sie war Ehrenmitglied des Philharmonischen Vereins München und Mitvorsteherin der Opernakademie Berlin.
Doch auch Häme bekam sie als Frau. In der Neuen Zeitschrift für Musik Alexander Winterberger 1873 stand:
„Wenn sich Damen aufs Componiren legen, so hat es damit zumeist seine eigene Bewandtnis, die wir aber wohl nicht näher zu erörtern brauchen. Thatsache ist, daß junge Mädchen, Gattinnen und Mütter auf diesen Irrweg selten gerathen. […] Uebrigens soll damit durchaus nicht gesagt sein, daß Emilie Mayer nicht […] zur Abwechslung eine Symphonie oder sonstige derartige Kleinigkeit vom Stapel laufen lassen kann […].”
Dass sie nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit geriet und erst in den letzten Jahren wiederentdeckt wurde, liegt sicherlich auch an der Tatsache, dass sie eine Frau war.
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