Französischer Barock

Elisabeth Jacquet de La Guerre (1665-1729) – ein Wunderkind mit einem Sonnenkönig als Gönner

Auf dem Weg zu einem renommierten Künstler führte kein Weg an dem König Ludwig dem XIV. vorbei. Es muss sehr mutig gewesen sein, als kleines achtjähriges Mädchen genau vor diesem mächtigen Mann vorzuspielen. Ihr Vater Claude Jacquet, Instrumentenbauer, Orgel- und Cembalo-Lehrer, hatte ihr das Cembalo-Spielen beigebracht. Ludwig der XIV. war von der Mademoiselle so begeistert, dass sie nun am Hof aufgenommen wurde und von seiner Mätresse, Madame de Montespan aufgezogen wurde. Schon bald wurde sie in Pariser Zeitschriften gefeiert. So hieß es 1677 im “Mercure galant”:

 

„Sie singt vom Blatt die schwierigsten Sachen, begleitet sich… auf dem Clavecin, das sie in nicht nachzuahmender Weise zu spielen weiß. Sie komponiert Stücke, die sie in jeder gewünschten Tonart spielt.”

Mit knapp zwanzig heiratete Elisabeth Jacquet
den Organisten Marin de La Guerre, mit dem sie eine harmonische Künstlerehe führte.
Sie komponierte weiter, veranstaltete neben ihren öffentlichen Konzerten
Hauskonzerte, von denen ihr Zeitgenosse Titon du Tillet berichtete:

„Ihr unglaubliches Talent stellte sie (…) unter Beweis, wenn sie praeludierte und aus dem Stegreif Fantasien spielte. Manchmal setzte sie ein Praeludium (…) während einer halben Stunde fort.“

Elisabeth sollte ihren gemeinsamen zehnjährigen Jungen überleben, später ihren Mann und letztens auch ihren Gönner Ludwig den XIV. Der Tod Ludwigs versagte ihr ab 1715 ein reges musikalisches Schaffen und Wirken, da sie keinen neuen Gönner fand. Ihr umfassendes Werk enthält die viel geschätzten Cembalo-Suiten (pièces de clavecin), Trio-Sonaten, Sonaten für Violine und Cembalo, Ballette, Kantaten und Opern, wobei davon nur die tragédie lyrique „Cephale et Procris“ erhalten ist. Ihre Werke wurden regelmäßig  in der höfischen Gesellschaft aufgeführt wie auch öffentlich in Paris. Außerdem brachten die Drucke ihrer beliebten Werke ihr ein stattliches Vermögen mit silbernen Geschirr, wertvollen Seidenstoffen, Gemälden und Musikinstrumenten, sowie Juwelen ein.

Frankreich zur Zeit von Ludwig dem XIV.

Die Idee des Absolutismus verkörpert niemand so strahlend wie der „ Sonnenkönig“ Ludwig der XIV. Er zeigt auf vielerlei Arten, dass sich die Welt um ihn drehe: Mit dem prunkvollen Schlossbau in Versailles, als klarer Alleinherrscher und als Mäzen einer viel geförderten Hofkultur. Mit vierzehn Jahren bereits inszeniert er sich als aufgehende Sonne in Paris – tanzend im „ballett royal de la nuit“. Mit ihm auf der Bühne steht Jean-Baptiste Lully, der Erfinder der ersten echt französischen Opernform, der tragédie lyrique. In seinen Opern singen Primadonnen die Hauptrollen, und nicht Kastraten. Musizierende Frauen haben hier also eine Chance.

“Céphale et Procris” Tragedie en musique 

Ensemble Musica Fiorita Daniela Dolci, Regie

Klangbeispiele

Harpischord Suites Nr. 1-6

Elizabeth Farr